Otto Scheuch

Editorial

Otto Scheuch - ein Maler aus dem Vogtland, kein vogtländischer Maler, den nur wenige kennen. Die, die Bilder von ihm gesehen haben, sind begeistert oder fragend, die Bilder besitzen, sind stolz. Er passt in kein Klischee, die Ausdrucksformen sind vielfältig. In seiner Kunst und in seinem Leben für die Kunst war er stets Brückenbauer. Nach dem Trauma des Krieges war es die Brücke zwischen Kunst und Volk, da er dies als eine wesentliche Voraussetzung für eine vernünftige und gute Zukunft auf dem Boden des Vergangenen ansah. Er war Maler und wurde Kunst-Erzieher. 1980 schrieb er: „Ein Leben lang habe ich mich praktisch und theoretisch mit der Kunst auseinander gesetzt, brachte mehreren die Freude am Kunstgenuss nahe, ging gegen eine Mehrheit von Beckmessern und Banausentum an und erkannte durch meine Vorträge vor Laien sowie durch kunstpädagogische Arbeit vielleicht die Ursachen der Kluft zwischen Künstler und Rezipient deutlicher. Sie liegen nicht allein bei Letzterem, sondern auch bei einer Reihe von Künstlern, die Arroganz mit Selbstbewusstsein verwechseln, allerdings ebenso an einer Reihe von Politikern, die noch nicht wahrhaben wollen, dass Grundbegriffe der Kunstbetrachtung zu einer guten Allgemeinbildung gehören."

Rücksichtslosigkeit, Arroganz, Anpassung, Gier nach materiellen Werten waren ihm zutiefst zuwider. Möglicherweise war dies eine Quelle für die zweite Brücke, die er gestaltete und nutzen musste, die zwischen Medizin und Kunst. Aufgrund schwerer Erkrankung als Kunsterzieher ausgeschieden, vermittelte ihm die Medizin eine neue Haltung zu seiner eigenen Kunstdarstellung und -vermittlung. Das realistisch-schöne Abmalen wie auch die Auftragsmalerei wurde vollkommen verlassen. Ihm wurde aus gesundheitlichen und fachlichen Gründen vermittelt, dass es besser ist, „den umfangreichen Erfahrungsschatz variantenmäßig auszubauen, in Ruhe ein Thema systematisch durchzuarbeiten und wachsen zu lassen..." „Der emotionale und atmosphärische Aussagewert muss erhalten bleiben..." „Das aber bedingt die entspannende Freude bei der Arbeit, was aber wiederum nicht ausschließt, dass dabei intensiv gearbeitet wird. Jedoch darf ich die Arbeit nicht zu einer weiteren Quelle werden lassen, die Ermüdung, Unlust oder Depression verstärken. Die Relationen des bewussten, intellektuellen Anteils sind demnach nicht zu forcieren, sondern von Fall zu Fall, nach und nach zu erweitern." Ein neuer Maler Otto Scheuch entwickelte sich mit über 50 Jahren.

In diesem Prozess wurde seine Brücke zwischen bildender Kunst und Musik gebaut. Bereits als Kind schwankend zwischen diesen Ausdrucksformen menschlichen Seins für die spätere berufliche Entwicklung vereinte er beides jetzt in seinen Bildern. Musik war Anregung, Auslöser von Emotionen, die zu Farbe und Form wurden. „Musik hören plus malen wurde eine Entdeckungsreise zum Unbewussten." „ Beide Kunstarten schöpfen aus der Natur einschließlich Mensch als Teil davon. Ebenso decken sich künstlerische Ansichten der Musiker und Maler: mit ihren Aussagen emotional und geistig zu aktivieren." „Ein Maler kann mittels Farbklängen, ihren Modulationen das erreichen, was Schostakowitsch von musikalischen Klängen sagt: „...noch nicht bewusst erlebte Gedanken, Gefühle zum Leben erwecken, die von Kleinlichem und Zufälligem reinigen."

Die Bilder von Otto Scheuch sind überwiegend in Privatsammlungen. Die Schönheit der Bilder und die Vielfalt der Ausdrucksformen veranlasste Verantwortliche der Jüdischen Gemeinde, eine Personalausstellung anzuregen, die nun 13 Jahre nach der letzten Ausstellung zum 80. Geburtstag 1996 stattfindet. Im dreizehnjährigen Abstand scheinen sich besondere Ereignisse im Leben von Otto Scheuch zu  häufen: 13 Jahre vor der Oelsnitzer Ausstellung fand im Leibnitz-Club Leipzig eine Personalausstellung mit Zusammenführung der bildenden, musizierenden sowie schreibenden Kunst statt. Heiduczek, Treibmann und Scheuch verkörperten diese Dreieinigkeit. 1970, 13 Jahre vorher, trug die medizinische Therapie Früchte, und die neue Maletappe begann. Wiederum 13 Jahre vorher waren Bilder von Schülern von Otto Scheuch auf Ausstellungen in der DDR zu sehen und 1944, nach der ersten Personalausstellung und der Beschlagnahme von Bildern aufgrund „kunstbolschewistischen Einschlags" wurde er von der Gestapo verhört und trotzdem erschienen positive Kritiken. Wiederum 13 Jahre davor, 1931, bestand er als 15-Jähriger die Aufnahmeprüfung an der Plauener Kunstschule. Dreizehn ist normalerweise keine Glückszahl. Das Leben von Otto Scheuch war nicht nur von Glück geprägt, aber er hat etwas geschaffen, was Glück vermittelt.

Die Ausstellung in der Jüdischen Gemeinde wurde zum Anlass genommen, eine Bestandsaufnahme der Bilder in Angriff zu nehmen, seinen regen Briefwechsel und seine Auseinandersetzung mit Kunst, Kunstarbeit und Kunstvermittlung aufzuarbeiten. Wir hoffen, dass diese Internetseite bei der Vielfalt über- und bestürzender Informationen, in moderner Zeit der Hektik unseres Daseins Freude und Zuversicht beim Sehen, Entdecken und Empfinden vermittelt.

Klaus Scheuch und Familie
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